“Schätze” des Marimba-Meisters
Sobald Sietzen die ersten Töne eines Tangos erklingen lässt, wird klar, warum er als Ausnahmetalent gefeiert wird. Vor jedem Stück macht er eine kurze Pause, hält inne und nimmt einen tiefen Atemzug. Erst dann beginnt er zu musizieren, und dabei ist er vollkommen konzentriert. Seine Miene wird ernst bei leiseren Moll-Passagen und hellt sich auf, wenn es beschwingter wird. Er scheint jeden Ton zu fühlen. Sein Körper spannt und entspannt sich nicht mit der Schnelligkeit der Notenfolge, sondern mit deren Intensität. Das Marimba gibt dafür klanglich viel her. Bei sachten Anschlägen erklingen die Holzstäbe wie von selbst. Bei starken Anschlägen schwingt noch der Boden im Zuschauerraum mit. Dann gibt Sietzen dem Klang viel Raum, indem er die Arme in die Luft reißt. Er meint jeden Ton so wie er ihn spielt.
Bei aller Virtuosität neigt Sietzen nie zur Angeberei, wie vielleicht manch anderer Solokünstler. Im Gegenteil, er bekundet vor jedem schwierigen Stück bescheidene Unsicherheit, um dann jede einzelne Note zu treffen. Außerdem genießt er die Musik, wie sein Publikum auch.
Kritik von der Tiroler Tageszeitung, Luca Gasser